Steuererklärung als Einzelunternehmer meistern mit der EÜR
Nach der Gewerbeanmeldung stehen meist erst Auftragsgewinnung, Produktentwicklung und erste Verkäufe im Fokus. Schnell gerät dabei ein zentraler Aspekt aus dem Blick: die finanzamtgerechte Erfassung aller Geschäftsvorgänge. Wer sich früh um klare Strukturen kümmert, spart sich später den Aufwand und verhindert unnötige Verzögerungen. Die Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) ist für Gründer ohne Buchführungspflicht das passende Werkzeug. Sie ersetzt aufwändige Bilanzierung und vereinfacht den Einstieg in die steuerliche Dokumentation.
Die Einnahmenüberschussrechnung verstehen und anwenden
Bei dieser Methode wird der Überschuss ermittelt, indem man die erzielten Umsätze den betrieblich veranlassten Zahlungen gegenüberstellt. Der verbleibende Betrag gilt als Gewinn. Solange du bestimmte Schwellen nicht überschreitest – 800.000 Euro Umsatz oder 80.000 Euro Gewinn jährlich – genügt diese vereinfachte Form der Gewinnberechnung, wie sie im Detail hinsichtlich Aufbau und Grenzen beschrieben ist. Ein einfaches Rechenbeispiel: Du nimmst im Jahr 18.500 Euro ein und zahlst 4.200 Euro für laufende Kosten wie Software, Büroausstattung oder Online-Marketing. Der verbleibende Betrag von 14.300 Euro gilt als betrieblicher Gewinn und fließt später in die steuerlichen Angaben.
Ab wann du starten solltest
Sobald du die erste Einnahme aus deinem Geschäft erzielst, ist es sinnvoll, mit der Erfassung deiner Betriebsvorgänge zu beginnen. Die EÜR wird zwar am Jahresende eingereicht, doch eine laufende Dokumentation während des Jahres sorgt für Sicherheit und spart Aufwand bei der Abgabe.
EÜR oder Buchführung? Der direkte Vergleich
Viele Gründer fragen sich, ob die einfache Gewinnermittlung für ihr Geschäft ausreicht oder ob sie zur doppelten Buchführung verpflichtet sind. Der folgende Vergleich zeigt die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick:
Kriterium. | EÜR (Einnahmenüberschussrechnung). | Doppelte Buchführung. |
Wer? | Einzelunternehmer, Kleingewerbe, Freiberufler | Kapitalgesellschaften, große Gewerbebetriebe |
Umsatzgrenze | Bis 800.000€/Jahr | Ab 800.000€/Jahr verpflichtend |
Gewinnermittlung | Einnahmen - Ausgaben | Bilanz mit Aktiva, Passiva, GuV |
Aufwand | Gering, ohne Buchhaltungskenntnisse möglich | Höher, oft mit Steuerberater |
Wenn diese Merkmale auf dein Geschäft zutreffen, genügt die EÜR als Methode zur steuerlichen Gewinnermittlung.
Belege strukturiert sammeln und aufbewahren
Damit die Übersicht zuverlässig bleibt, ist eine saubere Dokumentation aller Geschäftsvorgänge notwendig. Für jede Zahlung, egal ob es sich um einen Erlös oder eine Ausgabe handelt, braucht es einen nachvollziehbaren Nachweis. Das kann ein digitaler Beleg, eine Quittung oder eine automatisch erzeugte Rechnung sein. Entscheidend ist, dass alle Unterlagen systematisch abgelegt und eindeutig benannt sind. Viele Einzelunternehmer nutzen eine einfache digitale Ablage und ordnen ihre Unterlagen nach Monaten oder nach Kostenarten. Wichtig ist, dass jedes Dokument schnell auffindbar bleibt und auch nach mehreren Jahren noch nachvollziehbar zugeordnet werden kann. Wenn du regelmäßig mit gleichartigen Zahlungen arbeitest, kann eine Software dabei unterstützen, Belege automatisch zu erfassen und vorzustrukturieren. Das reduziert den Aufwand und verhindert doppelte Einträge oder vergessene Belege.
Auch steuerlich relevante Dokumente unterliegen klaren Aufbewahrungsfristen. In der Regel müssen sie zehn Jahre lang archiviert werden. Elektronische Dateien gelten dabei genauso wie Papierbelege, sofern sie vollständig, unverändert und jederzeit abrufbar sind.
Erste Einnahmenüberschussrechnung sicher erstellen
Sobald alle Unterlagen strukturiert erfasst sind, lässt sich die erste Jahresübersicht erstellen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du deine EÜR umsetzt, unterstützt dich zusätzlich bei
der Umsetzung. Am Ende ergibt sich aus der Differenz der zu versteuernde Gewinn.
Dabei ist es wichtig, alle Posten korrekt zuzuordnen – zum Beispiel in Kategorien wie Werbung, Arbeitsmittel, Fortbildung oder Kommunikation.
Typische Fehler bei der Erstellung dieser Übersicht:
- Geschäftseinnahmen unvollständig erfassen
- Private Ausgaben versehentlich als betrieblich kennzeichnen
- Buchungen doppelt anlegen
- Abgabefristen missachten
Ein monatlicher Abgleich hilft dabei, die Übersicht zu behalten und verhindert Nacharbeiten zum Jahresende.
EÜR und Steuerdaten korrekt übermitteln
Die fertige Übersicht ist Bestandteil der Einkommensteuererklärung. Sie wird verpflichtend elektronisch über das Elster-Portal eingereicht. Eine Abgabe in Papierform ist nur noch in anerkannten Härtefällen möglich.
Neben der Anlage EÜR musst du abhängig von deiner Tätigkeit folgende Formulare ergänzen:
- Anlage S, wenn du freiberuflich tätig bist
- Anlage G, wenn du gewerblich tätig bist
- Anlage AVEÜR, wenn du Anlagegüter wie z. B. technische Geräte nutzt, die über mehrere Jahre abgeschrieben werden
Die Abgabefrist für das Steuerjahr 2024 endet am 31. Juli 2025. Wenn du mit einem Steuerberater zusammenarbeitest, verlängert sich diese Frist automatisch bis zum 30. April 2026. Änderungen nach Einreichung sind möglich, solange der Steuerbescheid noch nicht rechtskräftig ist.
Steuerliche Abläufe vereinfachen und Rücklagen bilden
Mit dem ersten Steuerjahr entsteht eine verlässliche Grundlage, auf der du deine weiteren Abläufe aufbauen kannst. Wenn du Zahlungsvorgänge regelmäßig prüfst, behältst du den Überblick über offene Beträge und kannst auch erkennen, in welche Richtung sich dein Geschäft entwickelt. Um spätere Nachzahlungen abzusichern, ist es hilfreich, etwa 25 Prozent des erwirtschafteten Überschusses auf einem separaten Konto zurückzulegen. So bleibt genügend Spielraum, falls das Finanzamt eine Vorauszahlung festsetzt oder der Steuerbescheid höher ausfällt als erwartet.
Mit wachsendem Umsatz steigen die Anforderungen. In dem Fall unterstützt dich ein Steuerberater dabei, steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen und Fristen sicher einzuhalten.
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